BERLIN
Setting up
Stefan Pfeiffer
Terraforming
Duration: 7.5. – 24.6.2023
Die Formen und Linien, die sich über die Leinwände von Stefan Pfeiffer ziehen, scheinen wie Furchen in die dickflüssige Farbe eingegraben. Ein Akkuschrauber ist gleichsam zwischen Hand und Pinsel getreten und schränkt durch seine Schwere und Behäbigkeit die freie Führung der Hand ein.
Indem er sich gleichsam der Motorik der Machine unterwirft, konterkariert Pfeiffer die Unmittelbarkeit der malerischen Geste, während er dieser in seinen spontan und skizzenhaft angelegten farbigen Zeichnungen, die erstmals zusammen mit Ölbildern ausgestellt sind, bewusst freien Lauf lässt.

Bei den intuitiv entstehendem Zeichnungen bestimmt auch der Zufall manche Kompositionen, die dann allerdings zur Regel oder Begrenzung werden können, wenn eine Anordnung von Formen oder Flächen auf dem Blatt auf eine Leinwand übertragen wird. Diese bildet dann einen Rahmen oder man könnte sagen, eine Art Vorchoreographie für die in bisweilen unendlich erscheinenden farbigen Linien, die ohne weitere Vorzeichnungen oder –planungen in verschiedenen Bahnen mit dem Akkuschrauber gezogen werden.
So entstehen abstrakte Formen und Farben, die sich auf unterschiedlichen Ebenen inhaltlich interpretieren lassen, ohne dass eine bestimmte Lesart nahegelegt wird. Der Titel Terraforming liefert dabei einen Assoziationsrahmen, der auf die Erde, auch den Blick von oben führen mag; man mag an Landkarten erinnert sein oder an Thermobilder. Die Konstellationen unregelmäßiger fließender Formen lassen sich jedoch auch als Blick in mikroskopische Welten lesen.
Zurück in der Makrowelt sind wir spätestens dann wieder, wenn uns eine an der Decke hängende, an eine Partygirlande erinnernde Installation aus Metall die Gefahr suggeriert, sie könnte von oben herab (so der Titel) wie Flugzeugteile oder Weltraumschrott auf uns herabfallen. Das Spiel mit Leichtigkeit und Schwere findet sich auch in den Bildern, die mit ihrer leuchtenden Farbigkeit fast transparent wirken, so dass ihnen der Kraftakt ihrer Herstellung nicht direkt anzusehen ist. Die reliefhafte Struktur der Bildoberfläche tritt erst dann bewusst hervor, wenn sich durch den Lichteinfall Moiré-Effekte ergeben.
Ein wenig hinters Licht geführt wird bei Pfeiffer auf jeden Fall, wer sich seiner Kunst mit zu tierischem Ernst und dem Wunsch nach Eindeutigkeit nähert. Frank Stella sagte: „You see, what you see“; Stefan Pfeiffer könnte sagen: „What you see can always be something else“.
Ludwig Seyfarth
Berlin, 5.2023
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